KI als neues Breitenthema
"Ich möchte, dass künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) meine Wäsche wäscht und meinen Abwasch erledigt, sodass ich mich meinen Texten und der Kunst widmen kann nicht dass AI meine Texte und Kunst macht, damit ich meine Wäsche und meinen Abwasch erledigen kann" (frei übersetzt aus dem Englischen). Ein Wunsch, den wohl viele Menschen mit Autorin und Hobby-Künstlerin Joanna Maciejewska teilen.
Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Aber wie setzen unsere Gesellschaften die neue Superkraft ein, und wie wird sie künftig von den Gesetzgebern reguliert werden? Deutliche Unterschiede nach Regionen und Staatsformen sind zu erwarten.
Bewertung zählt
Dennoch treiben Fantasien rund um das Thema auch manchen Börsenwert in luftige Höhen. Nvidia, der marktbeherrschende und noch beinahe exklusive Chip-Produzent für AI-Anwendungen, hat sich heuer per Mitte Juni fast verdreifacht. Beinahe 40 % der gesamten US-amerikanischen Aktienmarkt-Performance stammen nur von diesem einen Unternehmen. Der Kurs-Chart weist mit einer atemberaubenden Dynamik nahezu senkrecht gen Himmel. Börsianer:innen mit Erfahrung kennen dieses Bild und reagieren mit Vorsicht auf solche Bewegungen, denn sie wissen: Marktübertreibungen können erstaunlich lange anhalten, der Fantasie-Raum füllt sich in solchen Phasen mit immer mehr "Fans". Doch irgendwann hat exponentielles Wachstum seinen Zenit überschritten, und dann kann die Ausgangstür schnell sehr eng werden.
Inhomogen wie lange nicht
Etwas allgemeiner formuliert neigen wir zu der Aussage: Die Divergenzen auf dem Aktienmarkt werden sich irgendwann schließen. Die Marktbreite zeigt dafür schon deutliche Anzeichen, allein innerhalb der viel zitierten "glorreichen Sieben", aber auch in einer gesamthaften Branchenbetrachtung. Im Technologie-Sektor - insbesondere im Halbleiterbereich - herrscht geradezu eine euphorische Stimmung, und auch Geldflüsse in diese Unternehmen sind auf Rekordniveau. Dennoch gibt es innerhalb des Segmentes auch viele Werte, die noch hinter dem Index geblieben sind - manche mussten in diesem Jahr sogar herbe Verluste verbuchen.
Die Aussage, dass der Markt heuer deutlich im Plus liegt, ist gemessen an durchschnittlichen Index-Entwicklungen zwar zutreffend, doch was sagt so ein Durchschnitt aus? Der Blick in sicherheitsorientierte und valuebasierte Portfolios zeigt hingegen ein vielschichtigeres Bild: Ende Juni war fast die Hälfte der Unternehmen des breiten US-Marktes im Minus (S&P 500 per 24. 6. 2024).
Ein Blick nach vorne
Womit rechnen wir? Die Schere wird sich wieder schließen. Hohe Bewertungen bergen hohes Rückschlagspotenzial, wenn sich die erwarteten Unternehmensgewinne nicht im eingepreisten Ausmaß manifestieren. Andererseits kann der Hype - parallel zur Korrektur von Einzelwerten - auch mehr und mehr in der Breite ankommen. Vernünftige Geschäftsmodelle, die zurückgeblieben sind, können aufholen, mit echten Ergebnissen und nachhaltigen Cashflows. Darauf achten wir in unserer Titel-Selektion, das Greifbare, Analysierbare war und ist in unserem Investmentprozess immer wichtiger als die Interpretation von reinen Fantasien.
Konjunktur nicht so schlecht
In Nordamerika ist die Konjunktur immer noch robust. In Europa beobachten wir, dass sich die konjunkturelle Schwäche nach und nach auflöst. Im Sog der
Entwicklungen in den USA scheint auch Europa zuletzt schon mehr Fahrt aufzunehmen. Konjunktur und Wachstum sind zwar schlechte Aktien-Timing-Instrumente, sie helfen aber Unternehmen bei positiven Gewinnentwicklungen.
Was kommt von der Zinsseite?
Für die Zinsmärkte erwarten wir, dass die Tendenz zu leicht steigenden Renditen bald ihr Ende finden wird. Im Vorjahr mussten wir diesbezüglich bis in den Oktober geduldig sein, das sollte als Schablone für heuer dienen. Vor allem die nachlassende Inflation spricht heute für Renteninvestments, denn deren größter Feind ist nun mal die Geldentwertung. Kann man hingegen mit stabilen Realrenditen rechnen, so sorgt das für Sicherheit bei Anleihen-Anleger:innen.
Auch an geopolitischen Krisen mangelt es momentan nicht, und wo immer diese zu finden sind, ist eine besondere Nachfrage nach Qualität und somit nach sicheren Anleihen feststellbar. Diese bieten heute auch aus der Rendite-Perspektive eine gute Alternative zu risikoreicheren Anlagen: Der Carry(also das "Heimtragen" der hohen Kuponzahlungen) bringt mittlerweile fast 4 % pro Jahr ins Portfolio, auch wenn sich die Renditen nicht ändern. Sollten die Renditen von diesem Niveau aus wieder etwas sinken, kommen noch Kursgewinne dazu.
Fazit
Anleger:innen sollten sich von schlechten Nachrichten nicht verunsichern lassen. Die Anlagewelt ist heute so interessant wie schon lange nicht mehr. Bei hohen Bewertungen und Übertreibungen auf dem Aktienmarkt ist Vorsicht geboten. Professionelle Vermögensmanager:innen verwalten die anvertrauten Gelder mit höchster Sorgfalt und unter besonderer Berücksichtigung eines vermögenserhaltenden Chancen-Risiko-Profils. Denn das letzte Pünktchen Performance nützt Anleger:innen nichts, wenn das Portfolio nicht auf Korrekturphasen vorbereitet ist und in diesen dann deutlich mehr verliert als notwendig.
Die Schoellerbank, gegründet 1833, ist eine der führenden Privatbanken Österreichs und gilt als Spezialist für anspruchsvolle Vermögensanlage. Sie konzentriert sich auf die Kernkompetenzen Vermögensanlageberatung, Vermögensverwaltung und Wealth Planning. Ihre Anlagephiloso definiert sich über das Motto "investieren statt spekulieren" Die Schoellerbank ist mit acht Standorten und 350 Mitarbeiter:innen die einzige österreichweit vertretene Privatbank. Sie verwaltet für private und institutionelle Anleger:innen ein Vermögen von mehr als 12 Milliarden Euro. Die Schoellerbank ist eine 100%ige Tochter der UniCredit Bank Austria und das Kompetenzzentrum der UniCredit für Wealth Management in Österreich. Mehr Informationen unter www.schoellerbank.at
Mag. Felix Düregger, CPM
Leiter Anleihen und Währungen - Investment Strategy
Schoellerbank AG
Hinweis: Schoellerbank AG, Stand 2. Juli 2024
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Stand: 02. Juli 2024
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