Zweifelsohne werden die Wahlergebnisse bedeutende Auswirkungen auf die USA und die Welt haben. Trump hat angekündigt, die Zölle auf US-Importe drastisch zu erhöhen (um 10 % bis 20 % auf alle US-Warenimporte und um 60 % auf Importe aus China), die Steuern zu senken (um etwa 2 % des Bruttoinlandsprodukts pro Jahr), illegale Einwanderer auszuweisen und die Regulierung fossiler Energieträger wie Öl und Gas zu lockern. Die US-Außenpolitik könnte weniger vorhersehbar werden und wahrscheinlich eine deutliche Reduzierung (oder Einstellung) der Hilfen für die Ukraine beinhalten. Insgesamt könnten die Auswirkungen einer solchen Politik in einer Zeit, in der die US-Wirtschaft keine wirtschaftlichen Kapazitätsreserven mehr hat, die Inflation in den USA deutlich in die Höhe treiben, gleichzeitig aber auch das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren etwas ankurbeln. Letzteres wird allerdings wesentlich davon abhängen, ob der US-Kongress Steuersenkungen beschließt, um die Belastungen durch höhere Zölle und eine strengere Einwanderungspolitik auszugleichen. Dies wird entscheidend davon beeinflusst, ob und mit welchem Vorsprung die Republikaner die Kontrolle über das Repräsentantenhaus erlangen.
Trump-Trade ongoing
Für die Märkte bedeutet der Wahlausgang keine wesentliche Richtungsänderung, denn der sogenannte Trump-Trade, also die positive Entwicklung von Vermögenswerten, die von einer erneuten Trump-Präsidentschaft zunächst profitieren sollten, läuft bereits seit einiger Zeit. Insofern sollte ein gewisses Maß bereits eingepreist sein, auch wenn kurz vor den Wahlen wieder etwas Volatilität eingekehrt ist und unklar bleibt, wie viel in den nächsten Wochen und Monaten noch eingepreist wird. Neben den bereits angesprochenen Anlageklassen wie US-Dollar, und der Kryptowährung Bitcoin profitierten zuletzt auch Bank- und Gesundheitsaktien, da diese von lockerer Regulierung unterstützt werden sollten, sowie Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Energieträger.
Generell sollten US-Aktien profitieren, steht Trump doch für Steuersenkungen, welche die Unternehmensgewinne unterstützen würden. Heute Vormittag waren die Terminkontrakte auf den S&P 500 und den NASDAQ jedenfalls deutlich im Plus. Trumps Orientierung in Richtung steigender Zölle bezüglich Handelsfragen dürfte neben einem stärkeren US-Dollar aber auch zu einem Wiederaufflammen der zuletzt deutlich abkühlenden Inflation führen, was steigende Renditen mit sich bringen dürfte. Dies hat auch der so genannte MOVE-Index reflektiert, ein vielbeachteter Markt-Indikator für die Erwartungen von Anleger:innen und Investor:innen in Bezug auf die künftige Volatilität von US-Staatsanleihen, der am Montag den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr erreichte. Für Anleger:innen ist hier also etwas Vorsicht geboten. Im Multi-Asset-Kontext könnte dies eher für US-Aktien und weniger für US-Staatsanleihen sprechen.
Konsens-Schätzungen positiv
Konsens-Schätzungen bzgl. des Gewinnwachstum von US-Unternehmen bewegen sich seit geraumer Zeit um die 12-14 % p.a. für 2025 und 2026. Diese Zahl ist zwar deutlich höher als die entsprechenden Erwartungen für europäische Unternehmen, die eher bei 8 % p.a. liegen. Sollten sich diese Erwartungen materialisieren, würde dies aber auch diesseits des Atlantiks eine spürbare Beschleunigung der Gewinndynamik bedeuten. Im Übrigen liegen die Konsensus-Schätzungen für das Gewinnwachstum deutscher börsengelisteter Unternehmen eher bei jenen der US-Unternehmen, also über dem europäischen Durchschnitt.
Nichtsdestotrotz dürfte sich die Eurozone mit Trump als Präsident der USA einem schwierigeren externen Umfeld gegenübersehen. Steigende Zölle belasten die Exportkraft europäischer Unternehmen, und mit einem schwächeren Euro – als Folge eines stärkeren US-Dollars – könnte die importierte Inflation wieder ein Thema werden. Der Fokus bleibt aber auf dem seit geraumer Zeit schwächelnden europäischen Wachstum, das sich wieder verlangsamen könnte. Dies sollte die schrittweise Normalisierung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) unterstützen. Beide Zentralbanken, EZB und Fed, werden die Zinsen in den kommenden Monaten weiter senken. Die US-Notenbank könnte das Tempo der geplanten Zinssenkungen aber verlangsamen, früher innehalten und möglicherweise sogar den Kurs umkehren (obgleich nicht davon auszugehen ist, dass alles, was Trump während seiner Kampagne versprochen hat, tatsächlich auch umgesetzt wird). Der europäische Anleihemarkt könnte dadurch, relativ betrachtet, interessanter werden. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Fed die Zinsen auf ihrer morgigen Sitzung um 25 Basispunkte senken wird, und wenn sich der Arbeitsmarkt weiterhin allmählich abkühlt (wie wir erwarten), wird sie wahrscheinlich im Dezember erneut senken. Danach dürfte die Fed erst einmal abwarten, auch weil der Zeitpunkt und das Ausmaß der politischen Agenda Trumps höchst ungewiss bleiben. In den Terminkursen wird derzeit ein US-Leitzinsniveau von 3,75 % für Ende 2025 eingepreist.
Vermögensverwaltung gut gerüstet
In der Vermögensverwaltung sehen wir uns für die Herausforderungen, die der Wahlsieg Trumps in vielerlei Hinsicht mit sich bringen wird, gut gerüstet. Wir haben das US-Aktiengewicht zuletzt noch einmal erhöht. Für weitere Positionierungen werden jedoch mehr Details über die konkreten politischen Projekte der künftigen US-Regierung und die Mehrheitsverhältnisse im Kongress notwendig sein. Festzuhalten bleibt: Jede scheinbar noch so große (politische) Veränderung birgt auch Chancen, die es zu ergreifen gilt – nicht nur für Europa, sondern auch für uns in der Vermögensverwaltung.
Oliver Prinz, Leiter Investment Strategy
Stand: 06.11.2024
Rechtliche Informationen
Die vorliegenden Informationen stellen keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar. Insbesondere sind sie kein Angebot und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren und keine Aufforderung ein solches Angebot zu stellen. Sie dienen nur der Erstinformation und können eine auf die individuellen Verhältnisse und Kenntnisse des:der Anleger:in bezogene Beratung nicht ersetzen. Die vorliegenden Informationen wurden von der UniCredit Bank Austria AG, Rothschildplatz 1, 1020 Wien und der Schoellerbank AG, Renngasse 3, 1010 Wien, auf der Grundlage von öffentlich zugänglichen Informationen sowie von intern erstellten Daten erarbeitet welche von ihr als verlässlich eingeschätzt wurden.
Jede Veranlagung in Wertpapieren ist mit Risiken verbunden. Anlagewert und Erträge können plötzlich und in erheblichem Umfang schwanken und daher nicht garantiert werden. Es besteht die Möglichkeit, dass der:die Anleger:in nicht die gesamte investierte Summe zurückerhält, unter anderem dann, wenn die Kapitalanlage nur für kurze Zeit besteht. Unter Umständen ist auch ein Totalverlust möglich.
Mögliche (Rück-) Zahlungen aus dem Produkt schützen Anleger:innen möglicherweise nicht gegen ein Inflationsrisiko. Es kann also nicht zugesichert werden, dass die Kaufkraft des investierten Kapitals von einem allgemeinen Anstieg der Konsumgüterpreise unberührt bleibt.
Zahlenangaben bzw. Angaben zur Wertentwicklung beziehen sich auf die Vergangenheit und die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse.
Nur im Rahmen einer Anlageberatung kann die Schoellerbank AG die persönlichen Verhältnisse der Kund:innen (Anlageziele, Erfahrungen und Kenntnisse, Risikoneigung, finanzielle Verhältnisse und finanzielle Verlusttragfähigkeit) berücksichtigen sowie eine produktspezifische Eignungsprüfung durchführen.
Für Fragen zu Ihrer individuellen Steuersituation empfehlen wir Ihnen, eine:n Steuerberater:in zurate zu ziehen. Die steuerliche Behandlung ist abhängig von Ihren persönlichen Verhältnissen und kann künftigen Änderungen unterworfen sein.
Staatsangehörigen der USA sowie Personen mit Wohnsitz, steuerlicher Veranlagung und/oder Firmen mit Sitz in diesem Land dürfen die erwähnten Produkte auch in Österreich nicht angeboten werden bzw. dürfen solche Personen diese Produkte nicht erwerben.
Über den grundsätzlichen Umgang der Schoellerbank AG mit Interessenkonflikten sowie über die Offenlegung von Zuwendungen informiert Sie unsere Broschüre Leitlinie für den Umgang mit Interessenkonflikten und Zuwendungen.
Ihr:e Berater:in informiert Sie gerne im Detail.
Irrtum und Satzfehler vorbehalten
Stand: 06.11.2024.