Klimawandel und Finanzmärkte: ein aktueller Zwischenstand

  • Der Klimawandel gefährdet durch die Erhöhung der Temperatur die idealen Lebensbedingungen auf der Erde und treibt die Kosten der Gesellschaft steil nach oben. Die mit Abstand höchsten Kosten entstehen durch die Beseitigung der Schäden, die durch den Klimawandel ausgelöst werden. Diese Kosten werden laut Expert:innen nicht linear, sondern exponentiell ansteigen. Auf der anderen Seite entstehen – im Vergleich dazu eher bescheidene – Kosten zur Vermeidung weiterer klimabedingter Schäden in der Zukunft
  • Diese Kostenexplosion trifft auf eine bereits hoch verschuldete Gesellschaft. In der Eurozone liegt die Gesamtverschuldung, die sich aus Schulden des Staates, der privaten Haushalte, der Unternehmen sowie der Finanzindustrie saldiert ergeben, bei 440 % der Wirtschaftsleistung. Noch höhere Kosten durch Klimaschäden hätten umfangreiche ökonomische und gesellschaftliche Konsequenzen
  • Wirtschaftswissenschaftler:innen und auch Forscher:innen aus anderen Disziplinen warnen eindringlich davor und raten dazu, die alltäglichen Lebensmodelle der Menschheit von fossilen Brennstoffen schnellstmöglich zu entkoppeln. Konkret wird dringend empfohlen, die CO2-Emissionen weltweit bis 2030 zu halbieren und bis 2050 ganz auf null zu bringen. Dazu ist es notwendig, auch die Wirtschaft in einer Weise zu transformieren, wie dies nur mit den frühen Phasen der industriellen Revolution vergleichbar ist
  • Die Finanzbranche kann einen großen Mehrwert zur Erreichung der Klimaziele leisten, indem sie die Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit unterstützt. Diese Transformation bietet große Chancen, nicht nur für Unternehmen, Umwelt und Gesellschaft, sondern auch für Anleger:innen – sofern die Investor:innen genau prüfen, wie ihr Geld veranlagt wird, und sich nur mit sortenreinen und transparenten Lösungen zufriedengeben

Status quo und ein Ausblick

Als vor etwas mehr als 20 Jahren die ersten Vorträge zum Thema Klimawandel in der Schoellerbank gehalten wurden, war das in der öffentlichen Meinung noch ein sehr umstrittenes Thema. Heute ist der Klimawandel nicht nur ein wissenschaftlich belegtes Faktum und breiter Konsens in der Öffentlichkeit, sondern sogar für viele Menschen direkt spürbar. Klimaforscher:innen des größten Mineralölkonzerns der Welt, Exxon Mobil, haben schon in den 1980er-Jahren korrekt vorhergesagt, dass sich die Temperatur durch die Treibhausgasemissionen um 0,2 Grad pro Jahrzehnt erhöhen wird. Das war im Nachhinein betrachtet eine erstaunlich präzise Vorhersage.

Der Klimawandel und seine Kosten

Der Klimawandel treibt die Kosten der Gesellschaft steil nach oben. Die mit Abstand höchsten Kosten entstehen durch die Beseitigung der Schäden, die durch den Klimawandel ausgelöst werden. Diese Kosten werden laut Expert:innen nicht linear, sondern exponentiell ansteigen. Da Wetterereignisse nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit direkt dem Klimawandel zuzuordnen sind, ist es kaum möglich, die Kosten genau zu quantifizieren. Auf der anderen Seite entstehen – im Vergleich dazu eher bescheidene – Kosten zur Vermeidung weiterer klimabedingter Schäden in der Zukunft. Die Wirtschaft muss in einer Weise transformiert werden, wie dies nur mit den frühen Phasen der industriellen Revolution vergleichbar ist. 

Diese Kostenexplosion trifft auf eine bereits hoch verschuldete Gesellschaft. In der Eurozone liegt die Gesamtverschuldung, die sich aus Schulden des Staates, der privaten Haushalte, der Unternehmen sowie der Finanzindustrie saldiert ergeben, bei 440 % der Wirtschaftsleistung. Höhere Inflationsraten können folglich kaum mehr durch sehr hohe Zinsen bekämpft werden. Wenn auf diese hohen Schuldlasten, z. B. durch extreme Wetterereignisse, noch höhere Kosten aufgesattelt werden, hat das umfangreiche ökonomische Konsequenzen. Wirtschaftswissenschaftler:innen und auch Forscher:innen aus anderen Disziplinen warnen eindringlich davor und raten dazu, sich an die Empfehlungen der Wissenschaft zu halten und die alltäglichen Lebensmodelle der Menschheit von fossilen Brennstoffen schnellstmöglich zu entkoppeln.

Konkret empfehlen die Forscher:innen dringend, die CO2-Emissionen weltweit bis 2030 zu halbieren und bis 2050 ganz auf null zu bringen. Falls das nicht gelingen sollte, steigt das Risiko einer galoppierenden Temperaturentwicklung und des Kippens von Klimasystemen erheblich an. Die Folgen sind noch nicht sicher absehbar, jedenfalls würden die Kosten für die Schadensbeseitigung mit hoher Wahrscheinlichkeit exorbitant ausfallen. 

Die Studie „Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland“ des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), der Prognos AG und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) analysiert, mit welchen Kosten durch den Klimawandel künftig zu rechnen ist. Laut dieser Studie wird der menschengemachte Klimawandel in Deutschland gewaltige Kosten mit sich bringen: Bis 2050 werden sich diese auf 280 und 900 Milliarden Euro belaufen. Neben der extremen Höhe zeigt aber auch die Bandbreite, wie schwierig es aktuell ist, die Folgen des Klimawandels in der Zukunft zu beziffern. Fakt ist, dass jedes Extremereignis in Zusammenhang mit Wetterphänomenen hohe Kosten verursachen wird.

Regulatorische Anforderungen – eine neue Ära

Heute steht man am Beginn einer neuen Ära, in der Nachhaltigkeit nun auch durch gesetzliche Normen kodifiziert wird. Unterstützt von globaler Umweltpolitik – Stichwort „EU Green Deal“ – und der Bereitschaft, für dieses Thema enorme finanzielle Ressourcen zu mobilisieren, wurden erste regulatorische Schritte gesetzt. Damit kommt nicht nur der Wirtschaft und Industrie eine wichtige Rolle zu, sondern insbesondere auch der Finanzbranche, die in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnehmen soll. Nachhaltigkeit wurde somit 2021 branchenweit ein Themengebiet, dem sich die Schoellerbank schon seit vielen Jahren widmet. 

Neu ist jedoch, dass die angebotenen Investments nun konkrete Richtlinien erfüllen müssen, damit diese als nachhaltige Anlagen qualifiziert und Kund:innen angeboten werden können. Die Schoellerbank nutzt schon seit vielen Jahren sowohl interne Qualitäts-Ratings als auch die Expertise externer Nachhaltigkeits-Ratingagenturen, um die angebotenen Investments qualitativ bestens beurteilen zu können. Um jedoch den regulatorischen Anforderungen Rechnung zu tragen und die Durchgängigkeit im Unternehmen zu gewährleisten, wurde ein bankweites „Sustainable-Finance-Projekt“ aufgesetzt.   

Asset-Management und Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil im Denken der Schoellerbank. Die Expert:innen beschäftigen sich bereits seit 2003 mit nachhaltigen Veranlagungsformen bzw. verwalten die Gelder der Kund:innen nach ethisch-nachhaltigen Kriterien und zählten damit zu den Pionieren auf dem österreichischen Markt. Ein weiterer Meilenstein wurde im Jahr 2006 gesetzt, als in der hauseigenen Kapitalanlagegesellschaft Schoellerbank Invest erstmals ein nachhaltiger Fonds, der Schoellerbank Ethik Vorsorge, aufgelegt wurde.

Seit 2021 ist das ESG-Forum – unter Leitung eines ESG-Officers – die zentrale Anlaufstelle für sämtliche Nachhaltigkeitsthemen in der Schoellerbank. Zu den intensiv verfolgten Aufgaben gehören die laufende Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie, die Koordination der Zusammenarbeit mit dem Schoellerbank Beirat für Ethik & Nachhaltigkeit und die Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen mit Stakeholdern des Unternehmens. Neben den gängigen Methoden wie Ausschlusskriterien, Positivkriterien oder Best-in-Class-Ansatz nutzt die Schoellerbank auch Plattformen für Mitspracherechte, um einen direkten Einfluss auf Unternehmen auszuüben. Hierzu wird seit 2022 mit dem Verein Corporate Responsibility Interface Center (CRIC) zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage intensiv zusammengearbeitet. Die Schoellerbank hat sich in den vergangenen zwei Dekaden zu einem der renommiertesten und erfolgreichsten Vermögensmanager für nachhaltiges Investieren in Österreich entwickelt.

Den Kund:innen bietet die Schoellerbank ein breites Spektrum an nachhaltigen und maßgeschneiderten Veranlagungsmöglichkeiten an, dazu zählen Vermögensverwaltungsvarianten, Garantieprodukte, drei eigene Publikumsfonds der hauseigenen Kapitalanlagegesellschaft Schoellerbank Invest sowie Spezialfonds für hohe Veranlagungsbedarfe. Das gesamte Volumen lupenreiner nachhaltiger Veranlagungen ist allein in den vergangenen fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Darüber hinaus haben sämtliche Kundenberater:innen der Schoellerbank die Nachhaltigkeits-Ausbildung zum:zur „zertifizierten ESG-Berater:in“ absolviert.

Die Schoellerbank verwaltet Portfolios im Rahmen eines klar definierten Nachhaltigkeitsprozesses. Dabei werden wirtschaftliche Analysen mit Nachhaltigkeitskriterien zusammengeführt und Strategien formuliert, die den hohen Ansprüchen bei Umwelt- und Sozialstandards gerecht werden. Dieser Ansatz vereint die bewährten Schoellerbank Qualitätsstandards mit den strengen ESG-Kriterien, die gemeinsam mit dem Schoellerbank Beirat für Ethik & Nachhaltigkeit festgelegt wurden, und führt damit das Beste aus beiden Welten zusammen.

Können ESG-Produkte den Klimawandel aufhalten?

Mit einer von Expert:innen prognostizierten Wahrscheinlichkeit von immerhin fast 90 % soll im Laufe dieses Jahres die vom tropischen Pazifik ausgehende zyklisch wiederkehrende Klimaanomalie „El Niño“ die Temperaturen hochtreiben. Um global gesehen durchschnittlich 0,2 Grad könnten die Temperaturen steigen – und damit könnte das im Pariser Klimaabkommen vereinbarte Klimaziel, die Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten (verglichen mit dem vorindustriellen Durchschnittswert), zumindest temporär schon nächstes Jahr verfehlt werden.

Die Finanzbranche kann einen großen Mehrwert zur Erreichung der Klimaziele leisten, in dem sie die Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit unterstützt. Diese Transformation bietet große Chancen, nicht nur für Unternehmen, Umwelt und Gesellschaft, sondern auch für Anleger:innen – sofern die Investor:innen genau prüfen, wie ihr Geld veranlagt wird, und sich nur mit sortenreinen und transparenten Lösungen zufriedengeben. In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass es weltweit sehr viele verschiedene Produkte in diesem Bereich gibt. Es haben sich dabei nicht alle ESG-Produkte dem Klimawandel verschrieben. Teilweise werden nur Sonderthemen im Bereich Environmental Social oder Governance fokussiert.

Darüber hinaus unterscheiden sich die einzelnen Länder auf dieser Erde sehr stark in der Einschätzung ökologischer Standards. Bestes Beispiel hierfür ist die Kernenergie, die in Frankreich einen ausgesprochen guten Ruf genießt, während diese Technologie der Stromgewinnung in Deutschland und Österreich überaus skeptisch betrachtet wird. Zudem haben sich auch noch keine international einheitlichen Nachhaltigkeits-Siegel durchgesetzt, weswegen Anleger:innen hier auf leicht verständliche nationale Kodifizierungen und Standards angewiesen sind.

Je transparenter und klarer die Strategie eines ESG-Finanzproduktes ist und je konkreter die dahinter stehenden Kriterien für Unternehmen definiert sind, desto zielgerichteter können Anleger:innen mit ihren Investments zu den schutzwürdigen Zielen wie Senkung der Treibhausgasemissionen und Erhalt der Artenvielfalt sowie Biodiversität beitragen. Es ist ein Auftrag sowohl an die Finanzbranche als auch an die Investor:innen, hier den zusätzlichen Diversifikationsaspekt „Nachhaltigkeit“ in Ihre Portfolios zu integrieren.

Mythos unterdurchschnittliche ESG-Performance

In Sachen Performance können es Green-Finance-Produkte längst mit herkömmlichen Anlagen aufnehmen. Gut geführte nachhaltige Fonds sind keineswegs weniger ertragreich als Fonds, die auf diese Kriterien keinen Wert legen. Ein Beispiel: Der Mischfonds Schoellerbank Ethik Vorsorge ist in den vergangenen zehn Jahren um rund +65 % gestiegen und konnte eine durchschnittliche Performance von +5,1 % p. a. erzielen.

Auch viele Studien zeigen, dass Rendite und gutes Gewissen Hand in Hand gehen. Eine Meta-Studie von Rockefeller Asset Management kommt zu dem Schluss, dass nachhaltige Veranlagungen einen überwiegend positiven Einfluss auf die Performance haben. Bei der Überprüfung von über 1.000 Studien, die zwischen 2015 und 2020 veröffentlicht wurden, machten etwa 58 % der Studien eine positive Beziehung zwischen ESG und finanzieller Performance aus, 13 % zeigen eine neutrale Auswirkung an, während 21 % gemischte Ergebnisse (positive, neutrale und negative Ergebnisse) lieferten. Nur 8 % der untersuchten Studien zeigten eine negative Beziehung. Auch eine Studie des Fondsratinghauses Morningstar aus dem Jahr 2019 bestätigt dieses Ergebnis. Darin kommen die Expert:innen zu dem Schluss, dass fast 59 % der nachhaltigen Fonds in den betrachteten Kategorien ihre traditionellen Pendants im Zeitraum von zehn Jahren bis Ende 2019 übertroffen haben.

Wie andere Veranlagungen auch, gedeihen nachhaltige Veranlagungen jedoch nicht in jeder Marktphase und können somit zeitweise hinter konventionellen Produkten zurückliegen. Die Schoellerbank Anlageexpert:innen empfehlen jedoch generell bei allen Investments im Sinne des hausinternen Credos „Investieren statt Spekulieren“ einen längerfristig ausgelegten Anlagehorizont. Der:die kluge Börsianer:in kauft die Zukunft, und hier sollten Anleger:innen klar erkennen, wohin die Reise gehen wird. Die langfristige Rendite nachhaltiger Anlageformen steht jedenfalls jener herkömmlicher Varianten um nichts nach.

Fazit

Praktisch alle renommierten Klimaforscher:innen meinen, dass es ein Experiment mit ungewissem Ausgang für die Menschheit darstellt, wenn diese auf dem derzeitigen Emissionspfad bleiben sollte. Es wird dringend empfohlen, so schnell wie möglich aus der fossilen Energiewirtschaft auszusteigen. Das allein kann aber mittlerweile den Temperaturanstieg nicht mehr vollständig auffangen. Es sind zusätzlich umfangreiche Energie-Einsparungen notwendig, so die Hochrechnungen.

Die Finanzbranche kann einen großen Mehrwert zur Erreichung der Klimaziele leisten, in dem sie die Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit unterstützt. Diese Transformation bietet große Chancen, nicht nur für Unternehmen, Umwelt und Gesellschaft, sondern auch für Anleger:innen – sofern die Investor:innen genau prüfen, wie ihr Geld veranlagt wird, und sich nur mit sortenreinen und transparenten Lösungen zufriedengeben. Je transparenter und klarer die Strategie eines ESG-Finanzproduktes ist und je konkreter die dahinter stehenden Kriterien für Unternehmen definiert sind, desto zielgerichteter können Anleger:innen mit ihren Investments zu den schutzwürdigen Zielen wie Senkung der Treibhausgasemissionen und Erhalt der Artenvielfalt sowie Biodiversität beitragen. Es ist ein Auftrag sowohl an die Finanzbranche als auch an die Investor:innen, hier den zusätzlichen Diversifikationsaspekt „Nachhaltigkeit“ in Ihre Portfolios zu integrieren.

 

Ein Artikel von Christian Fegg, Vorstandsmitglied Schoellerbank Invest

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