Oft kommt es im Leben anders, als man denkt. Ist Planung daher vergebene Liebesmüh? Unserer Meinung nach keinesfalls! Wenn sich Investments noch besser entwickeln, als wir es erwartet haben, bleiben wir demütig und neigen nicht zu unvernünftigem Übermut. Wir halten auch in solchen Phasen an unseren bewährten Anlagegrundsätzen und unserem über viele Jahre erfolgreich erprobten Investment-Prozess fest, ohne uns dabei neuen Denkmustern zu verschließen. Die Schoellerbank Vermögensverwaltung konnte 2021 somit durch aktives Management und taktische Entscheidungen hervorragende Ergebnisse für die Kunden erwirtschaften.
In vielen Marktsegmenten waren Veranlagungen aufgrund des Niedrigzinsumfelds schon seit Jahren schwierig. Auch in den kommenden Perioden erwarten wir diesbezüglich keinen Umschwung. Die Pandemie hat uns fest im Griff, Mutationen erschweren nicht nur unser tägliches Leben, sondern belasten zunehmend auch wieder die Märkte. Doch es gibt Anzeichen, die ein Ende erahnen lassen und positiv stimmen - die Wissenschaft zeigt sich jedenfalls global geeint im Kampf gegen das Corona-Virus.
Neben der Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns erschweren vor allem Negativzinsen sowie die anziehende Inflation den Werterhalt des Geldes. In der Schoellerbank Vermögensverwaltung beobachten wir das diesbezügliche Vorgehen der Notenbanken mit Argusaugen, um die Entscheidungen der Währungshüter richtig interpretieren oder gar gedanklich vorhersehen zu können. Vermögensverwalter bleiben also weiterhin intensiv gefordert.
Es gilt mehr denn je, die Zeichen der Zeit zu erkennen und bei Veranlagungen auch unkonventionelle Wege zu beschreiten. Das Verharren in alten Mustern kann verlustbringend sein. Manche Investoren müssen gesetzliche Vorgaben einhalten, die ertragreiche Veranlagungen im aktuellen Umfeld nahezu unmöglich machen. Ein Beispiel sind Mündelveranlagungen, zumeist Anleihen, die Garantien aufweisen oder mit Hypotheken besichert sind. Durch die Konstruktion mit hoher Ausfallssicherheit wurden die Verzinsungen vieler derartiger Investments negativ. Der ursprüngliche Schutzgedanke wird von den Märkten heute fast ad absurdum geführt - diese Veranlagungen können im momentanen Umfeld fast nicht anders, als Vermögen zu verringern. Anleger, die die Chancen der Kapitalmärkte ohne Einschränkungen nutzen können, sollten solche Negativ-Investments höchstens beimischen oder wenn möglich zur Gänze vermeiden.
Auch herkömmliche Anleihen bleiben ein schwieriges Terrain. Waren Euro-Staatsanleihen lange Zeit einer der Grundpfeiler jeder gemischten Veranlagung, so bietet auch dieses Segment heute großteils nur negative Renditen. Investments müssen auch hier selektiv erfolgen. Die große Ausnahme sind inflationsgeschützte Staatsanleihen. Diese sind schon 2021 hervorragend gelaufen. Unserer Einschätzung nach sind vor allem in Europa noch viele dieser Anleihen günstig bewertet, sodass sich ein Engagement weiterhin lohnt.
Bei Unternehmensanleihen muss man die Laufzeitenkurve oder die Kreditkurve ein gutes Stück weit entlanggehen, um positive Renditen zu finden. Dabei sollten Investoren ihren Qualitätsanspruch nicht über Bord werfen: Nur weil die Zinsen niedrig sind, müssen Anleger nicht immer noch schlechtere Schuldner akzeptieren. Die Historie hat gezeigt, dass Ausfälle bei sogenannten Hochzins-Schuldnern (High Yield) exponentiell zunehmen. Diese empirisch beobachteten historischen Ausfallsraten müssen durch höhere Renditen (mehr als) gerechtfertigt sein - was unserer Einschätzung nach derzeit nicht der Fall ist. Wir sehen Chancen vor allem bei aktiv gemanagten Portfolios guter Schuldner. Große Sprünge kann man sich aber in diesem Segment nicht erwarten.
Bei Aktien stellen viele Marktkommentatoren eine deutliche Überbewertung fest. Doch hier lohnt ein genauerer Blick: Die üblichen historischen Bewertungsmaßstäbe sind im heutigen Umfeld sicher nicht mehr angebracht. Vergleicht man Aktienveranlagungen mit Alternativen, so merkt man rasch, dass die scheinbare Überbewertung gar keine solche ist. Kurs-Gewinn-Verhältnisse großer Indizes von teilweise deutlich jenseits der 20 erscheinen nicht günstig: Ein Investment hat sich erst nach über 20 Jahren durch Gewinne refinanziert. Außerdem ist der Abstand der Gewinnrendite zu risikolosen Staatsanleihen größer als in vergangenen Marktphasen. Aktien bieten also Jahr für Jahr Gewinnsteigerungen durch Mehrerträge gegenüber vielen Zinsinvestments.
Für aktive Manager ergibt es mehr Sinn, die Attraktivität von Aktien nicht anhand von Indizes, sondern von einzelnen Unternehmen zu messen. Neben der reinen Bewertung spielen für uns fundamentale Parameter eine essenzielle Rolle, wir setzen auf Qualität. Gerade in einem Umfeld anziehender Inflation suchen wir vor allem Unternehmen mit Preisfestsetzungsmacht und gesunder Bilanz. Wir stellen uns Fragen wie:
Kann ein Unternehmen gestiegene Inputpreise an seine Kunden weitergeben und seine Margen verteidigen?
Bringen steigende Zinsen ein Unternehmen unter Druck, weil es zu stark fremdfinanziert ist?
Nur wenn die Antworten im Sinne unserer Kunden positiv ausfallen, ist ein Investment möglich.
Fazit
Das Umfeld für Veranlagungen ist weiterhin schwierig und fordernd − niemand kennt das Morgen. Der Weg zum Erfolg führt über Denken außerhalb bekannter Muster, aktives Management sowie einen antizyklischen Ansatz - eingebettet in einen soliden Investmentprozess. Nur mit diesem Ansatz kann es auch in Zukunft gelingen, das Vermögen real zu sichern oder gar zu vermehren.
Mag. Felix Düregger
Leiter Investment Management & Strategy - Anleihen und Fremdwährungen
Schoellerbank AG
Hinweis: Schoellerbank AG, Stand Jänner 2022
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