Vom Umgang mit Schwarzen Schwänen auf den Finanzmärkten - Analysebrief Nr. 380

In regelmäßigen Abständen taucht am Börsenhimmel der "Schwarze Schwan" auf und lehrt die Anleger das Fürchten. In den vergangenen Wochen ist durch den Ausbruch des Coronavirus in China wieder vermehrt die Rede von einem möglichen Schwarzen Schwan am Horizont. Der Begriff steht für ein extrem gefährliches, aber auch extrem unwahrscheinliches Ereignis, das in der Risikobetrachtung kaum eine Rolle spielt. Das Versagen der Normalverteilung: In der Praxis treten diese Extremereignisse mit verheerenden Folgen viel häufiger auf, als es viele Risikomodelle vermuten lassen. Die zentralen Fragen für Anleger lauten in diesem Zusammenhang jedoch:

  • Wie überstehe ich die zur Realität gewordene statistische Unmöglichkeit?
  • Wie wappne ich mich gegen den nächsten Schwarzen Schwan, der sich - fernab jeglicher statistischen Logik - ein viel zu regelmäßiges Stelldichein gibt?

Die wahrgenommenen Risiken auf den Kapitalmärkten radikal zu vermeiden, um so einem drohenden Schwarzen Schwan zu entkommen, ist eine denkbar ungünstige Strategie. Laut OeNB liegen bei österreichischen Banken über 260 Mrd. Euro - auf gering oder nicht verzinsten täglich fälligen oder gebundenen Einlagen (Stand: Juni 2019). Berücksichtigt man die Inflation, haben die Österreicher seit 2015 beinahe 15 Mrd. Euro an Kaufkraft verloren. Auch der Versuch, die besten Börsentage zu prognostizieren, ist ein absolut hoffnungsloses Unterfangen. Ebenso hoffnungslos erscheint der Versuch, Schwarze Schwäne zu identifizieren - darauf ausgerichtetes Market-Timing kann sogar gefährlich werden. Für Anleger lohnt es sich, jedenfalls langfristig investiert zu bleiben. Hätte man am 1. 1. 2000 pünktlich zur Jahrtausendwende 1.000 US-Dollar in den amerikanischen Aktienmarkt (Dow Jones Industrial Average Index) investiert, wären daraus bis Mitte Februar 2020 satte 4.142 US-Dollar geworden. Wer beispielsweise nur die zehn besten Börsentage seit damals verpasst hat, muss schon mit einer um 50 % schlechteren Performance leben. Desaströs wäre der Anlageerfolg gewesen, wenn man die besten 50 Tage nicht investiert gewesen wäre: Das eingesetzte Kapital hätte sich um mehr als die Hälfte reduziert.

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