Finanzplanung: Liquidität ist Trumpf - Analysebrief Nr. 346

  • Österreichische Anleger gewichten Geldwerte, wie Konto-, Festgeld- oder Sparguthaben, in Relation zum Wertpapiervermögen oftmals überproportional stark. Speziell im bestehenden Niedrigzinsumfeld birgt dies deutliche Nachteile in der Gesamtperformance
  • Diese starke Positionierung passiert vielfach völlig ungeplant, da ein hohes Konto- oder Sparguthaben für viele Sparer noch immer ein Ausdruck von Sicherheit ist
  • Ein höherer Investitionsgrad geht mit der Chance einher, eine stärkere Partizipation an Wertpapiererträgen zu erzielen, um so den Vermögensaufbau optimieren zu können
  • Bei soliden Wertpapierveranlagungen ist die Liquidität des Titels ein wichtiges Kriterium
  • Die professionelle Liquiditätsplanung ist ein wesentlicher Faktor, um bestehenden und auch künftigen Risiken (Stichwort Pensionslücke) erfolgreich entgegentreten zu können

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Was ist unter Liquidität eigentlich zu verstehen?

Ein Begriff, der vielfach in Verwendung ist. Grundsätzlich wird gemäß Duden unter Liquidität "[...] die Fähigkeit eines Unternehmens verstanden, seine Zahlungsverpflichtungen fristgerecht zu erfüllen". Im privaten Alltag werden mit dem Begriff Liquidität insbesondere flüssige Barmittel - wie Bargeld, Bank- oder Sparguthaben - in Verbindung gebracht. In der privaten Finanzplanung, oftmals auch Financial Planning genannt, wird dieser unternehmerische Begriff auf einen "Businessplan" einer Privatperson umgelegt. Dabei wird das liquide Vermögen neben allen anderen Vermögenswerten und bestehenden Verbindlichkeiten in einer "privaten Vermögensbilanz" dargestellt. Schon hier ist in der Praxis die Liquidität (Konto- und Sparguthaben etc.) eine zentrale Größe, wenngleich auch Wertpapiervermögen als liquides Vermögen anzusehen ist.
Im Rahmen der Finanzplanung erfolgt ebenso eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung, bei der die freie Liquidität ermittelt wird. Diese freie Liquidität dient somit als Maßstab für Anleger, um weiteren Vermögensaufbau betreiben zu können oder Vermögensentnahmen tätigen zu müssen - was vorrangig wieder nur aus dem liquiden Vermögen möglich ist. Im Rahmen von Szenario-Analysen einer Finanzplanung werden sowohl für das Vermögen als auch für die Liquidität Hochrechnungen erstellt (siehe untenstehende Grafik). Und auch hier zeigt sich in den meisten Fällen, dass die Liquiditätsentwicklung über einen Zeitablauf ein wesentlicher Faktor ist, um bestehenden und auch künftigen Risiken erfolgreich entgegentreten zu können.

Entwicklung des Nettovermögens mit und ohne optimierter Vermögensstruktur

Quelle: eigene Darstellung

Investition in liquide Wertpapiere ist wichtig

Wie beschrieben, sind unter dem Begriff des liquiden Vermögens in der Finanzplanung jene Vermögenswerte zu verstehen, auf die Anleger jederzeit Zugriff haben. Das sind in erster Linie sogenannte Barwerte, wie Kontoguthaben, bestehende Festgelder oder auch Sparguthaben. Aber auch Wertpapiervermögen fällt in den Bereich des liquiden Vermögens, da es grundsätzlich - sofern in täglich handelbaren Titeln investiert - jederzeit veräußerbar und daher liquide ist. Primär achten Vermögensverwalter auch im Rahmen einer soliden Wertpapierveranlagung auf diese Liquidität bei der Titelauswahl. Im Rahmen von Einzelentscheidungen wird dieser Aspekt oftmals vergessen oder untergeordnet bewertet. Dann wird in Wertpapiere investiert, die keinen oder nur sehr wenig Handel aufweisen und die Kursfeststellung somit nicht über Angebot und Nachfrage zustande kommt. Im Ergebnis ist ein Verkauf dieser Titel zum gewünschten Termin oftmals nicht möglich oder es müssen Zugeständnisse beim Verkaufspreis gemacht werden.
Daher sollte jeder Selbstentscheider vor Kauf eines Wertpapiers darauf achten, dass im Falle eines Verkaufs für den ausgewählten Titel auch ein fairer (Markt-)Preis zustande kommt und ebenso genügend Handelsvolumen an der gewählten Börse besteht. Nur so kann liquide in Wertpapiere investiert werden. Alternativ kann die Titelentscheidung an einen professionellen Vermögensverwalter ausgelagert werden, der diesen Aspekt berücksichtigt.

Wie viel Kontoguthaben ist ausreichend?

Österreichische Anleger gewichten Geldwerte, wie Konto-, Festgeld- oder Sparguthaben, in Relation zum Wertpapiervermögen oftmals überproportional stark. Speziell im bestehenden Niedrigzinsumfeld birgt dies deutliche Nachteile in der Gesamtperformance, da diese Geldwerte nicht oder nur wenig verzinst sind. Diese starke Positionierung passiert jedoch vielfach völlig ungeplant, da ein hohes Konto- oder Sparguthaben für viele Menschen noch immer ein Ausdruck von Sicherheit ist.
Speziell in diesem Fall bietet sich das Financial Planning an, um den erforderlichen "Cash-Anteil" zu quantifizieren und mit den geplanten Zielen, Anschaffungen oder Investments abzustimmen. Eine gesamtheitliche Liquiditätsplanung über mehrere Jahre bietet so eine fundierte Entscheidungsgrundlage für konkrete Handlungsschritte. Damit wird ein höherer Investitionsgrad erreicht, der mit der Chance einhergeht, eine stärkere Partizipation an Wertpapiererträgen zu erzielen, um so den Vermögensaufbau optimieren zu können.
Die Bemessung der notwendigen Liquiditätsreserve kann vielfach auch durch eine einfache Berechnung erfolgen. Je nach Einkommenshöhe und -kontinuität sollten die jährlichen Ausgaben als Indikator für den Cash-Anteil herangezogen werden. Allgemein sollte eine Liquiditätsreserve in der Höhe der Haushaltsausgaben für ein Jahr ausreichend sein - je nach Historie des Lebensstandards. Damit lassen sich in vielen Fällen eintretende Risiken ausreichend begegnen, ohne sofort auf Veräußerungen aus dem Wertpapiervermögen angewiesen zu sein. Eine Detailbetrachtung kann aber keineswegs schaden, da diese schnelle Berechnung auch ein verzerrtes Bild widerspiegeln kann und die Höhe der idealen Liquidität von vielen individuellen Faktoren abhängig ist.

Liquidität ist auch ein Zukunftsthema

Ausgehend von der aktuellen Situation, ist auch der Blick in die nächsten Jahre zu den finanziellen Spielräumen wesentlich. Hier wird im Rahmen einer Finanzplanung auch eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung erstellt, bei der die Liquidität eine wesentliche Rolle spielt. Vielfach wird beobachtet, dass bei höherem Einkommen der Lebensstandard auf ein entsprechendes Niveau gehoben wird. In manchen Fällen passiert dies sogar überproportional zum Nettoanstieg des Einkommens. Das mag aus individueller Sicht gesehen erfreulich sein, kann jedoch Risiken für zukünftige Entwicklungen - speziell bei der Pensionsbetrachtung - bergen.

Einnahmen-Ausgaben-Rechnung mit "Pensionslücke"

Quelle: eigene Berechnung

Ausgangssituation: Leitender Angestellter mit einem monatlichen Brutto-Einkommen von rund 7.000 Euro und 25.000 Euro Bonuszahlung pro Jahr, mehrere Mietwohnungen aus geerbten Immobilienvermögen, Pensionsantritt mit 01.04.2022, Abfertigung aus Mitarbeitervorsorgekasse von rund 72.000 Euro im Jahr 2022, einmalige Anschaffung eines neuen KFZ um 40.000 Euro (2022), gesetzliche Pensionszahlung per 01.04.2022 von 3.500 Euro pro Monat (14x).

Da sich der Durchrechnungszeitraum der gesetzlichen Pension stetig ausweitet und bereits von der "Lebensarbeitszeit" für die gesetzliche Pensionsbemessung gesprochen wird, ist davon auszugehen, dass das gesetzliche Pensionseinkommen in den späteren Jahren deutlich geringer ausfällt als in den Aktivjahren. Ein überproportional hoher Lebensstandard kann dann kaum mehr aus dem Pensionseinkommen finanziert werden. Oftmals reichen auch Zusatzrenten aus der betrieblichen Sphäre oder bestehende Versicherungen nicht aus, um diese aufkommende Lücke zu schließen. Im Ergebnis muss auf das Vermögen zurückgegriffen werden, das - wie häufig festzustellen ist - wenig liquide ausgeprägt ist. Einen über die Jahre gelebten Lebensstandard umzustellen ist in den Pensionsjahren oftmals nur in geringem Ausmaß möglich und schon gar nicht gewünscht.
Hier kann wiederum eine rechtzeitige Finanzplanung Aufschluss über eine potenzielle Pensionslücke geben. Darüber hinaus wird aufgezeigt, wie durch eine Umgestaltung der Vermögensstruktur mögliche künftige Liquiditätsengpässe vermieden werden können. Denn je liquider das Vermögen in den gehobenen Lebensjahren ausgeprägt ist, desto flexibler kann agiert werden. Diese Überlegungen sollten möglichst frühzeitig erfolgen, denn oftmals ist eine bestehende Vermögensstruktur nicht kurzfristig abänderbar.

Fazit:

Die Liquiditätsplanung sollte sowohl bei der Betrachtung der Vermögensstruktur als auch in einer Einnahmen-Ausgaben-Rechnung ein wesentliches Element bei finanziellen Überlegungen sein. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen liquiden und weniger liquiden Vermögenswerten sichert auch in späteren Jahren die notwendige Flexibilität. Diesbezüglich bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung der bestehenden Investments. Nur durch eine rechtzeitige Finanz- und Vermögensplanung können Stolpersteine bei der Liquiditätsstruktur umgangen werden.


Autor: Mag. (FH) Norbert Prenner, CFP®, EFA®, CFEP® Head of Wealth Advisory Schoellerbank AG Tel. +43/662/86 84-2393
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